Donnerstag, 22. Dezember 2016

Besinnung

Vor einigen Jahren hat eine Freundin, Goldschmiedin von Beruf, zu mir gesagt, dass sie dem nächsten, der in ihrer Gegenwart von einer "besinnlichen Weihnachtszeit" fasele, vor die Füße spucke. Ich möchte Sie trotzdem zum Ausklang des Jahres zur Besinnung verführen, und zwar aufs Wesentliche. Und das ist an einer Bildungsuniversität die Frage nach der Bildung. Vor ein paar Jahren hat sich der Philosoph Robert Spaemann die Frage gestellt: "Wer ist ein gebildeter Mensch?" und nicht einmal zwei Seiten für eine brillante Antwort benötigt, die Sie hier als pdf finden...

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Debattenkultur im Netz - Öffentlichkeit unter den Bedingungen des Web 2.0 und die Folgen für die und Möglichkeiten der (Politik- und Ethik-)Didaktik

Hatte Jürgen Habermas in seiner Habilitationsschrift Strukturwandel der Öffentlichkeit noch beklagt, dass wirtschaftlich bedingte Kapital- und Machtkonzentrationen die Idee der bürgerlichen Öffentlichkeit zerstörten, da sie die Möglichkeit eines diskursiven Austauschs zwischen Gleichen unterliefen und den Weg für vermehrte einseitige Kommunikation freigaben (vgl. Habermas 1990, 228ff.), so kann man sagen, dass heute – im Zuge der Digitalisierung – die Voraussetzungen dafür gegeben wären, auch ohne riesige Kapitalmengen mit Publikationen viele Rezipient_Innen zu erreichen. Dies könnte die wirtschaftlich bedingten Ungleichheiten wieder ausgleichen und die one- oder a-few-to-many- zu einer many-to-many-Kommunikation verändern.

Diese Idee, Medien zu nutzen, um der breiten Masse wieder den Zugang zur Öffentlichkeit zu ermöglichen, ist nicht neu. Bereits Berthold Brecht formulierte in einer seiner theoretischen Schriften – Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Rede über die Funktion des Rundfunks (1932/2008) – dass „[d]er Rundfunk […] aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln [ist]“ (Brecht 1932/2008, 260). So könnte man „die Entscheidungen und Produktionen des Publikums in die Öffentlichkeit leiten“ (ebd., 263), um deren Meinung(en) so dem öffentlichen Diskurs zuzuführen. Ganz so, wie Brecht sich dies dachte, ist es nicht eingetreten. Dies sah er aber auch selbst, wenn er seine Idee als „utopisch“ (ebd.) klassifizierte.

Hans Magnus Enzensberger (1970/2008) hatte gut 40 Jahre später eine ähnliche Idee. Er postulierte, dass die elektronischen Medien, die die Kritische Theorie noch als ein Hauptorgan der „Bewußtseins-Industrie“ (Enzensberger 1970/2008, 266) brandmarkten, eben nicht nur dazu genutzt werden könnten, bestehende gesellschaftliche Verhältnisse zu erhärten. Vielmehr waren die – damals – neuen Medien „ihrer Struktur nach egalitär. Durch einen einfachen Schaltvorgang kann jeder an ihnen teilnehmen; die Programme sind immateriell und beliebig reproduzierbar“ (ebd., 272). Das heißt, sie konnten theoretisch genutzt werden, um auch ökonomisch schwächeren Personengruppen eine Stimme zu verleihen – einfach, weil man mit relativ kleinem Kapitaleinsatz hohe Reichweiten erzielen und Einfluss üben konnte.

Heute, unter den Bedingungen des Web 2.0, also der Möglichkeit, in einem digitalen Raum in Sekundenschnelle Texte, Videos, Bilder und andere Medieninhalte kostengünstig bis kostenlos zu verbreiten, scheint die Idee der sich selbst wieder in die Öffentlichkeit einbringenden Gesellschaftsmitglieder greifbarer als je zuvor. Denn nie zuvor war es so einfach, günstig und gleichzeitig effektiv, selbsterstelle Inhalte herzustellen und zu teilen, aber auch die erstellten Inhalte anderer zu erhalten. Nie zuvor verschwammen und verschwanden die Grenzen zwischen Produzenten und Konsumenten, wie unter den Bedingungen des Web 2.0. Axel Bruns nutzt dafür, für die Hybridisierung des Produzenten und Nutzers, den Begriff des Produtzers oder Produsers (vgl. Bruns 2009, 1).

Mit dieser mittlerweile fast jedem gegebenen Möglichkeit, mit einem Mausklick Öffentlichkeit zu schaffen bzw. sich an (quasi-)öffentlichen Diskussionen und Aushandlungsprozessen zu beteiligen, wären also alle Voraussetzungen geschaffen, um die demokratische Öffentlichkeit so zu verbessern, wie Habermas sie sich idealerweise vorgestellt hat: als „Ort politischer Diskussionen und Willensbildung“ (Brunkhorst 2006, 124), in dem möglichst keine „Hegemoniebildung“ (ebd.) gegeben ist. Denn jeder kann sich überall informieren, fast überall kritisieren und selbst Inhalte verfassen – und dies auch noch kostenlos und schnell.

Doch die Realität sieht anders aus. Schaut man sich Diskussionen im Netz an – sei es in Foren, in der Kommentarsektion, in Chats oder anderen Formen medialer Kommunikation – merkt man schnell, dass politische Ideologisierungen und sozialpsychologische Phänomene selbige überformen. Allzu schnell werden politische Kampfbegriffe, die sachliche Diskussionen erschweren, ausgetauscht und ein Rückzug in meinungskonforme Bereiche angetreten, um sich dort im wohligen Gefühl der kognitiven Resonanz zu wiegen. Diese Prozesse führen die Möglichkeiten, die die digitalen Medien bereiten, um den öffentlich-demokratischen Prozess zu verbessern, ad absurdum, da sie statt einem öffentlichem Austausch zum Ziele des Findens des personenirrelevanten Wahren und Richtigen dazu führen, dass Personen ihre Welt- und Selbstsicht verabsolutieren und – durch selektive Medienauswahl – in ihrer Verabsolutierungstendenz noch bestärkt werden.

Um dennoch einen freien demokratischen Willensbildungs- und reflektierten Entscheidungsfindungsprozess zu ermöglichen und da eine Gesellschaft auch immer darauf bedacht sein muss, sich selbst zu reproduzieren, ist zu fragen, ob und wenn ja, was gegen diese Entwicklung unternommen werden kann. Denn wenn es der Kern eines demokratischen Systems ist, eine funktionierende – und das heißt diskursfähige – Öffentlichkeit zu haben, so ist zu fragen, wie diese (wieder) hervorgebracht bzw. sichergestellt werden kann, damit sie weiter als demokratische Gesellschaft besteht – vor allem auch unter den Bedingungen des Web 2.0.

Eine der wichtigsten Möglichkeiten, gesellschaftliche Verhältnisse zu reproduzieren, stellt dabei die Erziehung dar (vgl. Gudjons 2012, 205). Denn dort bekommen die Individuen durch Interaktion mit und in Institutionen die Werte und Normen der jeweiligen Gesellschaft bis zu einem gewissen Grade introjiziert mit dem Ziel, dass sie sie internalisieren (vgl. ebd.).

Da Schule wie die Gesellschaft auch funktionell differenziert ist, kommen verschiedenen Fächern dabei verschiedene Erziehungsziele zu. Der Politikunterricht oder wie seine Pendants in den jeweiligen Bundesländern auch heißen mögen, ist dabei dafür da, die Schülerinnen und Schülern für das politische System der Bundesrepublik Deutschland bereit zu machen. Dazu gehört auch, dass sie Diskussionen führen können und an öffentlichen Diskursen teilnehmen können. Kurzum: sie sollen durch den Unterricht befähigt werden, verschiedenste Bereiche des politischen Lebens begreifen, reflektieren und weiterdenken zu können. Dies soll sie in den jeweiligen Handlungsbereichen handlungsfähig machen.

Andere Fächer, wie Ethik oder wie dessen Pendants in den einzelnen Bundesländern auch immer heißen mögen (vgl. Thyen 2015), haben ebenfalls das Ziel, die Schülerinnen und Schüler reflexions- und vor allem diskursfähig zu machen. Beide sollen also unter anderem dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, öffentliche Diskurse führen zu können.

Mit Hinblick auf die aktuelle mediale Situation muss man deshalb fragen, was (Politik- oder Ethik-)Unterricht leisten kann, um Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, das Medienmögliche – zumindest in politischer Sicht – reflektiert zu nutzen. Gibt es didaktische Vorschläge, wie man bei Schülerinnen und Schülern die Kompetenzen stärkt bzw. stärken kann, die für das Teilnehmen an demokratischen öffentlichen Diskursen notwendig sind?

In der geplanten Arbeit soll eine Antwort auf die letztgestellten Fragen gesucht werden. Dafür soll zunächst in einem ersten Teil eine kurze Abhandlung über den Begriff der Öffentlichkeit und seine demokratietheoretische Bedeutung vorangestellt werden. Dann soll versucht werden, die aktuelle Entwicklung der Debattenkultur im Netz darzustellen – vor allem in sozialen Netzwerken. Das dort beobachtbare Verhalten soll vor allem mit sozialpsychologischen Modellen erfasst und erklärt werden. Denn sozialpsychologische Phänomene sind nicht nur im Hinblick auf ihre Entstehung gut erforscht, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Möglichkeiten, die es gibt, ihnen zu entgegnen.

Dies hängt zusammen mit dem dritten Schritt, in dem es um die Frage geht, wie man aus Sicht der (Politik- und Ethik-)Didaktik und des durch sie angeleiteten (Politik- und Ethik-)Unterrichts dazu beitragen kann, Schülerinnen und Schüler in ihren Kompetenzen zu schulen, die notwendig sind, um am öffentlichen Meinungsbildungsprozess im Internet konstruktiv mitzuwirken. Alles mit dem langfristigen Ziel, die Debattenkultur im Netz insgesamt zu verbessern oder zumindest einen Teil zur Verbesserung beizutragen.

Oder um es realistischer und demütiger auszudrücken: Es soll untersucht werden, inwiefern (Politik- und Ethik-)Unterricht etwas dazu beitragen kann, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, am digitalen Diskurs konstruktiv teilzunehmen - mit der Hoffnung, dass bei einer flächendeckenden Umsetzung der vorgestellten Ideen der digitale Diskurs und die digitale Öffentlichkeit davon profitieren würden.
Literatur
Brecht, Berthold (1932/2008): Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Rede über die Funktion des Rundfunks. In: Claus Pias et al. (Hrsg.): Kursbuch Medienkultur. Die maßgebenden Theorien von Brecht bis Baudrillard. München: Deutsche Verlags-Anstalt. 6. Auflage. S. 259 - 263.
Brunkhorst, Hauke (2006): Habermas. Stuttgart: Reclam.
Bruns, Axel (2009): Vom Prosumenten zum Produtzer. In: Blättel-Mink, Birgit / Hellmann, Kai-Uwe (Hrsg.): Prosumer Revisited: Zur Aktualität einer Debatte. Wiesbaden. S. 191–205. Online-Quelle: http://snurb.info/files/Vom%20Prosumenten%20zum%20Produtzer%20(final).pdf (Stand: 21.12.2016).
Enzensberger, Hans Magnus (1970/2008): Baukasten zu einer Theorie der Medien. In: Claus Pias et al. (Hrsg.): Kursbuch Medienkultur. Die maßgebenden Theorien von Brecht bis Baudrillard. München: Deutsche Verlags-Anstalt. 6. Auflage. S. 264 - 278.
Gudjons, Herbert (2012): Pädagogisches Grundwissen: Überblick - Kompendium - Studienbuch. Stuttgart: UTB GmbH. 11. Auflage.
Habermas, Jürgen (1990): Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Frankfurt: Suhrkamp Verlag.
Thyen, Anke (2015): Ethikunterricht. In: WiReLex – Wissenschaftlich-Religionspädagogisches Lexikon im Internet. Hg. von Mirjam Zimmermann/Heike Lindner. 2015 Online-Quelle: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/100092/ (Stand: 21.12.2016).

Partizipation Jugendlicher im Web 2.0

Darum geht es

Gesellschaftliche und insbesondere politische Partizipation ist einer der Grundpfeiler für ein funktionierendes, politisches System. Neben dem wohl bekanntesten Mittel zur Beteiligung in einer repräsentativen Demokratie – der Wahl – gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, sich selbst in verschiedenste Prozesse einzubringen. Für Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, diese Optionen zum Beispiel im Politikunterricht kennenzulernen.

Verschiedene Beteiligungsformen

Dabei sind die Jugendlichen (und natürlich auch Erwachsenen) heute aber nicht mehr nur auf ‚analoge’ Partizipationsformen beschränkt: das Web 2.0 macht möglich, dass etwa Petitionen schon mit wenigen Klicks unterschrieben oder Blogs in kürzester Zeit erstellt werden können. Diese Freiheit erfordert sowohl ein gewisses Maß an Medienkompetenz, als auch das Wissen darüber, wie wirksam einzelne Partizipationsmaßnahmen sein können. Sigrid Baringshorst stellt die Handlungsformen im Internet in Form einer hierarchischen Pyramide dar, an deren Fuß zuschauende, lesende und zuhörende Akteure stehen und die den kreativen Produser (also die Mischung aus Produzent und User) an der Spitze sieht (Vgl. [1]). Dieser Begriff wurde wohl erstmals von Axel Bruns geprägt (Vgl. [2]) und stellt den wahrscheinlich aktivsten Internetnutzer im Sinne der Partizipation dar.

Projekte und Organisationen

Mit der Popularität des Web 2.0 kamen im Laufe der Zeit verschiedene Projekte auf, die auch von namhaften Organisationen und Trägern – etwa der Bundesrepublik Deutschland oder der Europäischen Union – aufgebaut und unterstützt wurden. Dabei werden unterschiedliche Ziele verfolgt und der Fokus der Projekte jeweils anders gesetzt. Außerdem scheint die Resonanz, die bei den Jugendlichen ausgelöst werden sollte, deutlich geringer auszufallen als erwartet. Zum Teil werden deshalb zumindest bestimmte Teilbereiche der Angebote kaum noch genutzt. Im Folgenden soll eine im Seminar erarbeitete Übersicht dazu dienen, für mehr Klarheit zu sorgen:

Übersicht über vier große Partizipationsprojekte für Jugendliche im Internet.
Die Tabelle erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Aktualität.

Links zu den Projekten:

[1] Baringhorst, S. (2014): Internet und Protest. Zum Wandel von Organisationsformen und Handlungsrepertoires - Ein Überblick, in: Voss, K. (Hrsg.), Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet. Springer Fachmedien, Wiesbaden. S.105
[2] Bruns, A. (2007): Produsage – A Working Definition. [Online] http://produsage.org/node/9 [Abgerufen am 20.Dezember.2016].

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Digitalcharta

Kürzlich wurde die "Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union" vorgestellt (siehe https://digitalcharta.eu/). Auf der Website heißt es:
Eine Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, denen die Gestaltung der digitalen Welt am Herzen liegt, hat in den vergangenen 14 Monaten einen Vorschlag für eine Digitalcharta erarbeitet, der hiermit dem Europäischen Parlament in Brüssel und der Öffentlichkeit zur weiteren Diskussion übergeben wird. Diskutieren Sie mit, unterzeichnen Sie mit!
Die Charta ist überschaubar, umfasst neben einer Präambel 23 Artikel (Würde, Freiheit, Gleichheit, Sicherheit etc.) und wird von vielen Experten der digitalen Welt unterstützt. Eine Auswahl erster Einschätzungen dazu:
  • Markus Böhm: Prominente entwerfen Charta digitaler Grundrechte, Spiegel Online (Link)
  • Für digitale Grundrechte, Die Zeit (Link)
  • Markus Beckedahl: Neue Initiative für eine gesellschaftliche Netzpolitik-Diskussion: Symbolische Charta der digitalen Grundrechte der EU, Netzpolitik.org (Link)
  • Wolfgang Michal: Die Digitalcharta: ein deutscher Sonderweg, iRights.info (Link)

Dienstag, 13. Dezember 2016

Tor. Warum überhaupt?

Gute Frage. Warum benutze ich überhaupt Tor? Beim Nachdenken fielen mir einige Dinge ein, die aus heutiger Sicht vielleicht gar nicht mehr als störend oder invasiv wahrgenommen werden, wenn man das Surfen im Internet betrachtet. Damals, Ende der 1990er Jahre, als das Internet zunehmend Verbreitung in privaten Haushalten fand, damals sah es anders aus.

Als Suchmaschine hatte man vielleicht Altavista. Soziale Medien gab es nicht. Es gab das Usenet und Chatrooms. Es gab Wackelgifs, html und viele Menschen, die versuchten, eine eigene Website zu erstellen.

Das frühe Internet schien für mich so zu sein, wie ich mir eine Einkaufsstraße in den 50er Jahren vorstelle. Viele kleine Ladengeschäfte mit überschaubaren Auslagen. Wenn man lange genug stöbert, findet man alles, was man braucht. Mit der Zeit findet man sich zurecht, kennt die Anbieter, weiß, wie weit man ihnen Vertrauen kann, und wechselt den Laden nur bei Unzufriedenheit oder Geschäftsaufgabe.

Der Unterschied zu unserem Jetzt? Ein Gang durch eine moderne Einkaufsstraße, vorbei an den zahlreichen großen Einkaufszentren mit gestylter Fassade und blinkenden Lichtern, die alle ein ähnliches Warenangebot und eine sehr ähnliche Preisgestaltung haben, stehen Flash-Bots mit Flyern, Angebote, NUR NOCH HEUTE! FÜR DICH, DEN 1000 KUNDEN!

Während dich dieser böse Pop-up Flyer-Schreihals ablenkt, bevor du ihn zur Seite klicken kannst, zieht dir sein Kollege PREFID-Cookie alle wichtigen Informationen über dich aus der Hosentasche. Auch deine Einkaufszettel, Vorlieben für Zeitschriften oder Literatur und alles andere, was du eben mit dir rumträgst, weil du es auf dem Weg durch die Einkaufsstraße mitgenommen hast. Und er weiß jetzt immer, wo du bist und was du machst. Diese Informationen werden verkauft. Aber natürlich nur, um dir einen Gefallen zu tun!

Tor wird damit nur zum letzten Schritt, wenn man sichergehen möchte, dass die eigene Datenspur im Internet nicht zu leicht nachvollziehbar ist. Vorausgehenden Maßnahmen sind: Das Nicht-Anlegen eines Browser-Verlaufs, das Löschen aller Cookies – automatisiert – beim Schließen des Browsers sowie das Blockieren von Werbung und von Scripten.

Ist es unbequemer oder zeitaufwändiger? Nein. Man braucht deutlich weniger Zeit, die beiden Add-ons zu installieren – und dies ist ein einmaliger Vorgang –, als auf jeder Seite die Werbung aus dem Sichtfeld zu schieben. Man wird dann auch verschont von Werbefilmchen, die plötzlich zu spielen beginnen, unerwartet und ungefragt, mit reizenden Klängen und sanfter Stimme, um auf die Vorteile von #Produkt hinzuweisen.

Ein weiterer für mich wichtiger Punkt: Ich mag es nicht, wenn Webseiten ihre Inhalte für mich, aufgrund meines Standorts oder bereits besuchter Seiten, vorsortieren. Am Youtube-Beispiel war es für einige von euch sichtbar, die Suchergebnisse waren verschieden. Andere Seiten und auch Suchmaschinen machen das ähnlich.

Die Links zu den in der Präsentation gezeigten Artikeln:

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Jihadistische Radikalisierung im Internet - wichtige Links

Einen guten Einstieg in das Thema bietet das Video von ZDFinfo mit dem Titel „Islamistische Propaganda im Netz“: https://www.youtube.com/watch?v=fiROcoPf5zg&t=1137s

Ein wichtiger salafistischer Prediger in Deutschland, der sehr aktiv im Netz ist, ist Pierre Vogel. Dies kann man unter anderem auf seiner Facebook Seite (https://www.facebook.com/PierreVogelOffiziell/) und seinen Videos auf YouTube sehen: https://www.youtube.com/watch?v=g2r_HZjU4gY&t=18s.

Das von der Al-Qaida veröffentlichte „Inspire Magazine“ stellt einen wichtiger Faktor in der Radikalisierung vieler Jugendlicher dar: http://jihadology.net/category/inspire-magazine/.

Einen sehr hilfreichen Überblick zum Thema Deradikalisierung bietet das Violence Prevention Network. Unter den folgenden Links findet man Informationen über diese Organisation:
Umfassende Informationen und Broschüren zu Extremismus-Themen findet man unter: www.mik.nrw.de/verfassungsschutz

Weitere Beratungsstellen und Präventionsprogramme findet man ausgehend von folgendem Link:
http://www.stern.de/tv/hintergruende-zu-razzien-gegen-salafisten--so-hat-die--lies--kampagne-ihre-opfer-gekoedert-7170650.html

Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) zum Thema Jihadistische Online-Propaganda:
https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2012_S05_dfr.pdf

Montag, 5. Dezember 2016

Debatte über Social Bots und Fake News

Das Brexit-Referendum und der Wahlkampf Donald Trumps haben auf Phänomene wie Social Bots und Fake News aufmerksam gemacht. Zwischenzeitlich sind einige Beiträge erschienen, die Orientierungswissen in dieser Debatte bieten. Eine Auswahl:
  • Simon Hegelich: Invasion der Meinungs-Roboter, Konrad-Adenauer-Stiftung: Analysen & Argumente, Ausgabe 221, September 2016 (Link, pdf)
  • Adrian Lobe: Gefährden Meinungsroboter die Demokratie?, Spektrum (Link)
  • Sascha Lobo: Wie soziale Medien Wahlen beeinflussen, Spiegel Online (Link)
  • Markus Reuter: Fake-News, Bots und Sockenpuppen - eine Begriffsklärung, Netzpolitik.org (Link
  • Gregor Weichbrodt: Bots unter Generalverdacht, Krautreporter (Link)

Freitag, 2. Dezember 2016

bpb: Radikalisierung von Muslimen

Zur Nachbereitung der Sitzung zum Dschihadismus und zur Radikalisierung von jungen Muslimen über das Internet eignet sich der folgende Film der Bundeszentrale für politische Bildung (Website, YouTube-Kanal) aus deren Dossier zum Islamismus:

Mittwoch, 30. November 2016

Identitätsdiebstahl - Erfahrungen einer Journalistin

Identitätsdiebstahl klingt für viele nach etwas abstraktem, nicht greifbarem. Sie haben schon einmal davon gehört, doch wieso sollte ausgerechnet ihnen das passieren?! Sie sind nicht berühmt, leben ein "normales" Leben.

Tina Groll, eine Redakteurin von Zeit-Online, wurde Opfer eines Identitätsdiebstahls.  In Ihrem Artikel "Meine Identität gehört mir" für Zeit-Online schildert sie eindrücklich, wie ihr bisheriges Leben auf den Kopf gestellt wird und dieses abstrakte Monster Identitätsdiebstahl immer greifbarer, absoluter und bedrohlicher wird.

Mit ihren Erfahrungen und Erkenntnissen möchte die Autorin Tina Groll andere Menschen unterstützen, die ebenfalls Opfer von Identitätsdiebstahl wurden. Auf ihrer Homepage zum Thema Identitätsdiebstahl gibt sie wichtige Tipps und Informationen.

Mittwoch, 23. November 2016

Wichtige Links zum Thema Identitätsdiebstahl

Einen sehr übersichtlichen Bericht über Daten-/Identitätsdiebstahl bietet das Skript von McAfee (http://www.dell.com/html/emea/dell-security-center/German/Uploads/PDF/IDTheftGuide.pdf) und die folgende Seite: http://www.spamlaws.com/identity-theft.html [auf Englisch].

Welche Auswirkungen Identitätsdiebstahl hat, zeigt folgende Seite sehr schön: http://identitaetsdiebstahl.info/. Zur Einordung in das Rechtssystem eignet sich folgendes Skript hervorragend (ab Seite 542): http://www.uni-muenster.de/Jura.itm/hoeren/itm/wp-content/uploads/Skript-Internetrecht-April-2014.pdf.

Schutzmaßnahmen werden in folgendem Artikel beleuchtet: https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/Risiken/ID-Diebstahl/Schutzmassnahmen/id-dieb_schutz.html%3bjsessionid=109E0074147E77D4E7CEB5A8699A1939.2_cid286

Was zu tun ist, wenn man Opfer geworden ist, kann hier nachgelesen werden: http://www.ndr.de/nachrichten/netzwelt/Identitaetsdiebstahl-im-Netz-was-tun-hilfe,identitaetsdiebstahl102.html#anchor0

Darüber hinaus sind die folgenden beiden Seiten sehr hilfreich:

HPI Identity Leak Checker: Hier kann man mittels der eigenen E-Mail-Adresse prüfen, ob die persönlichen Identitätsdaten bereits im Internet veröffentlicht wurden. Per Datenabgleich wird kontrolliert, ob die E-Mail-Adresse in Verbindung mit anderen persönlichen Daten (z.B. Telefonnummer, Geburtsdatum oder Adresse) im Internet offengelegt wurde und missbraucht werden könnte - https://sec.hpi.uni-potsdam.de/leak-checker/search.

Einmeldung von Identitätsbetrug durch Betroffene bei der SCHUFA: Sind Sie Opfer eines Identitätsbetrugs geworden? Die SCHUFA bietet Privatpersonen die Möglichkeit, sich vor weiterem Missbrauch der persönlichen Daten zu schützen. Dazu können Sie sich als Identitätsbetrugsopfer bei der SCHUFA melden. Die Information, dass Sie Opfer eines Identitätsbetrugs geworden sind, wird Unternehmen, die SCHUFA-Vertragspartner sind, im Falle von neuen Anträgen oder bestehenden Verträgen zu Ihrer Person zur Verfügung gestellt - https://www.schufa.de/de/einmeldung-identitaetsmissbrauch.jsp.

Sonntag, 6. November 2016

Hate Speech

Die deutsche Debatte um hate speech im Internet lässt sich recht gut anhand der Beiträge von Eike Kühl auf Zeit Online nachvollziehen (in chronologischer Reihenfolge):
  • Facebook: Melden, anzeigen, anprangern - Pöbelnde und rassistische Kommentare auf Facebook nehmen zu. Nicht nur die Betreiber und Behörden sind in der Pflicht: Auch die Nutzer können dagegen vorgehen (Eike Kühl, 28.08.2015, Link)
  • Hasskommentare: Weniger Toleranz? Ja bitte. Lange hat sich Facebook bei Hasskommentaren gegenüber Flüchtlingen zurückgehalten. Nun will das soziale Netzwerk Drohungen ernster nehmen. Schöne PR – aber auch wirksam? (Eike Kühl, 25.11.2015, Link)
  • Hasskommentare: It's Free Speech, Stupid! Auf dem SXSW-Festival in Texas geht es um die Frage, wie wir mit Hass und Belästigung im Netz umgehen wollen. So mancher Amerikaner fürchtet dabei die Ideen aus Europa (Eike Kühl, 13.03.2016, Link)
  • Hasskommentare: Zuckerbrote gegen Hass im Netz - Microsoft, YouTube, Facebook und Twitter wollen entschlossener gegen Hetze vorgehen. Dazu haben sie mit der EU-Kommission einen wachsweichen Verhaltenskodex erarbeitet (Eike Kühl, 01.06.2016, Link)
Der jüngste Artikel des Autors hat einen etwas anderen Fokus, er stellt nämlich das Netzwerk Imzy vor, eine Online-Plattform für freundlichen Umgang miteinander:
  • Imzy: Hereinspaziert, liebe Menschen - Mobbing, Hatespeech und Rassismus gehören leider auf vielen Onlineplattformen zum Alltag. Das Netzwerk Imzy möchte das ändern und ein freundliches Miteinander feiern (Eike Kühl, 03.11.2016, Link)
Schon seit einiger Zeit gibt es die europaweite Kampagne "No Hate Speech" des Europarats gegen Hassreden im Netz. Ein Besuch der Website lohnt sich. Teil der Kampagne sind auch die Videos des "Bundestrollamts für gegen digitalen Hass":

Sonntag, 23. Oktober 2016

Internet und Demokratie - Digital-Debatte in der FAZ

Vor zwei Wochen hat die FAZ eine neue Serie zum Thema "Internet und Demokratie" begonnen, deren zweiter Beitrag gestern veröffentlicht wurde. Worum es in der Serie gehen soll, beschreibt Thomas Thiel im Einleitungbeitrag so:
"Das Internet wurde als demokratischer Heilsbringer gefeiert. Heute gilt es als Vehikel von Populismus, Autoritarismus und Gleichgültigkeit. Lässt es sich zur Vernunft bringen?"
Die beiden bisherigen Debattenbeiträge sind:

Freitag, 2. September 2016

Internet Governance

Bedenkt man, welche zentrale Rolle das Internet für alle gesellschaftlichen Bereiche spielt, ist es schon erstaunlich, wie wenig darüber bekannt ist, wer das Internet wie "regiert". Umso erfreulicher, dass das iRights.Lab im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) eine instruktive Broschüre zu genau diesem Thema veröffentlicht hat:

Sonntag, 31. Juli 2016

Blog zum Populismus

Screenshot des neuen Blogs zum Thema Populismus
Seit einigen Wochen arbeite ich an einem Blog zum Thema (Rechts-)Populismus, der ab dem kommenden Wintersemester eine Lehrveranstaltung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg begleiten wird. Überschneidungen mit der thematischen Ausrichtung des vorliegenden Blogs gibt es viele: Zum einen zählt der Populismus zu den zentralen Herausforderungen für die politische Bildung, zum anderen spielen die Sozialen Medien eine wichtige Rolle für Populisten. Zu denken wäre etwa an die Nutzung Twitters durch Donald Trump. Schauen Sie doch einmal vorbei: http://populismus-seminar.blogspot.de/

Sonntag, 17. Juli 2016

Digital-Debatte in der Zeit

Seit Ende 2015 sind in der Zeit einige lesenswerte Gastbeiträge erschienen, die aufeinander reagieren und eine interessante Debatte bilden: