Dienstag, 13. Dezember 2016

Tor. Warum überhaupt?

Gute Frage. Warum benutze ich überhaupt Tor? Beim Nachdenken fielen mir einige Dinge ein, die aus heutiger Sicht vielleicht gar nicht mehr als störend oder invasiv wahrgenommen werden, wenn man das Surfen im Internet betrachtet. Damals, Ende der 1990er Jahre, als das Internet zunehmend Verbreitung in privaten Haushalten fand, damals sah es anders aus.

Als Suchmaschine hatte man vielleicht Altavista. Soziale Medien gab es nicht. Es gab das Usenet und Chatrooms. Es gab Wackelgifs, html und viele Menschen, die versuchten, eine eigene Website zu erstellen.

Das frühe Internet schien für mich so zu sein, wie ich mir eine Einkaufsstraße in den 50er Jahren vorstelle. Viele kleine Ladengeschäfte mit überschaubaren Auslagen. Wenn man lange genug stöbert, findet man alles, was man braucht. Mit der Zeit findet man sich zurecht, kennt die Anbieter, weiß, wie weit man ihnen Vertrauen kann, und wechselt den Laden nur bei Unzufriedenheit oder Geschäftsaufgabe.

Der Unterschied zu unserem Jetzt? Ein Gang durch eine moderne Einkaufsstraße, vorbei an den zahlreichen großen Einkaufszentren mit gestylter Fassade und blinkenden Lichtern, die alle ein ähnliches Warenangebot und eine sehr ähnliche Preisgestaltung haben, stehen Flash-Bots mit Flyern, Angebote, NUR NOCH HEUTE! FÜR DICH, DEN 1000 KUNDEN!

Während dich dieser böse Pop-up Flyer-Schreihals ablenkt, bevor du ihn zur Seite klicken kannst, zieht dir sein Kollege PREFID-Cookie alle wichtigen Informationen über dich aus der Hosentasche. Auch deine Einkaufszettel, Vorlieben für Zeitschriften oder Literatur und alles andere, was du eben mit dir rumträgst, weil du es auf dem Weg durch die Einkaufsstraße mitgenommen hast. Und er weiß jetzt immer, wo du bist und was du machst. Diese Informationen werden verkauft. Aber natürlich nur, um dir einen Gefallen zu tun!

Tor wird damit nur zum letzten Schritt, wenn man sichergehen möchte, dass die eigene Datenspur im Internet nicht zu leicht nachvollziehbar ist. Vorausgehenden Maßnahmen sind: Das Nicht-Anlegen eines Browser-Verlaufs, das Löschen aller Cookies – automatisiert – beim Schließen des Browsers sowie das Blockieren von Werbung und von Scripten.

Ist es unbequemer oder zeitaufwändiger? Nein. Man braucht deutlich weniger Zeit, die beiden Add-ons zu installieren – und dies ist ein einmaliger Vorgang –, als auf jeder Seite die Werbung aus dem Sichtfeld zu schieben. Man wird dann auch verschont von Werbefilmchen, die plötzlich zu spielen beginnen, unerwartet und ungefragt, mit reizenden Klängen und sanfter Stimme, um auf die Vorteile von #Produkt hinzuweisen.

Ein weiterer für mich wichtiger Punkt: Ich mag es nicht, wenn Webseiten ihre Inhalte für mich, aufgrund meines Standorts oder bereits besuchter Seiten, vorsortieren. Am Youtube-Beispiel war es für einige von euch sichtbar, die Suchergebnisse waren verschieden. Andere Seiten und auch Suchmaschinen machen das ähnlich.

Die Links zu den in der Präsentation gezeigten Artikeln:

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